Um Mehrsprachigkeit in Forschung und Lehre zu fördern, ist auch die Politik gefordert. Das oft vorgebrachte Argument, dem stehe die Autonomie von Forschung und Lehre entgegen, ist haltlos, weil die Politik sich auch in andere Belange der Wissenschaft intensiv einmischt.


Offener Brief des ADAWIS an Bundesministerin Wanka

 

In einem Interview mit der FAZ, in dem es um Defizite in der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit und die mangelnde Akzeptanz verschiedener Forschungsgebiete ging, forderte Bundesbildungsministerin Wanka am 26. 1. 2017, dass „Forscher, die mit viel Geld unterstützt werden, auch Publikationen herausbringen, in denen die Ergebnisse verständlich aufbereitet werden“.

In einem Offenen Brief an Frau Prof. Wanka, der auch an zahlreiche Zeitungsredaktionen sowie 54 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verteilt wurde, weist der ADAWIS am 4. Februar 2017 darauf hin, dass der gesellschaftliche Diskurs über wissenschaftliche Themen allein schon dadurch beeinträchtigt wird, dass zahlreiche Forschungsgruppen ihre Internet-Seiten ausschließlich auf Englisch veröffentlichen und Jahresberichte, die auf die wissenschaftlichen Inhalte tiefer eingehen, oft nicht mehr in der Landessprache zur Verfügung gestellt werden.

Um einen ersten Schritt gegen Kommunikationsdefizite zu tun, gäbe es eine für das BMBF einfach und rasch umsetzbare Maßnahme: Das BMBF sollte z.B. die ihm unterstellten (außeruniversitären) Forschungseinrichtungen anweisen,

  • den Internet-Auftritt aller ihrer Institute, Abteilungen und Arbeitsgruppen auf allen Ebenen  grundsätzlich auch auf Deutsch anzubieten sowie
  • für Jahresberichte, die Informationen auf wissenschaftlichem Niveau vermitteln, auch deutschsprachige Fassungen vorzusehen.

Der Wissenschaftstheoretiker und Autor von „Citizen Science“ Prof. Peter Finke sagte in seinem Vortrag „Der Realitätsverlust der Wissenschaft“ am 23. 1. 2017 in der Universität Regensburg: „Die Menschen in allen nicht englischsprachigen Kulturen erleben Wissenschaft nicht mehr als die Kraft, die ihre Probleme zu lösen versucht, sondern als Aktivität von Experten wie auf vielen anderen Feldern auch, zu denen Zugang zu gewinnen und auf die Einfluss zu nehmen schon aus Sprachgründen kaum möglich ist.“ – Ein bedenkenswerter Satz!

Ein Antwortschreiben des Ministeriums erreichte uns am 22. Mai 2017. Darin wird mitgeteilt, dass Offene Briefe „regelmäßig" nicht beantwortet würden.


Bundestagsbeschluss „Deutsche Sprache fördern und sichern"

 

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit und ganz am Ende der Legislaturperiode fasste im Sommer 2013 der Deutsche Bundestag einen Beschluss zur Stärkung der deutschen Sprache. Erfreulicherweise wird auch beim Thema Wissenschaftssprache Handlungsbedarf gesehen. Konkrete Konsequenzen wurden bislang nicht daraus gezogen.


Öffentliche Anhörung im Deutschen Bundestag zum Thema „Deutsche Sprache in der Wirtschaft"

 

Am 25. 10. 2010 fand im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag eine Expertenanhörung zur Rolle des Deutschen als Sprache in der Wirtschaft statt. Als Experten waren geladen:
Prof. Dr. Ulrich Ammon (Universität Duisburg-Essen, entschuldigt),
Prof. Dr. Karl-Heinz Göttert (Emeritus, Universität zu Köln),
Christian Gramsch (Deutsche Welle),
Johannes Marten (Deutsche Bank),
Prof. Dr. Ralph Mocikat (ADAWIS),
Prof. Dr. Winfried Thielmann (TU Chemnitz).
Während der Diskussion wurde deutlich, dass die Sprache in der Wirtschaft nicht von dem Thema Wissenschaftssprache losgelöst betrachtet werden kann. In einer nachfolgenden Pressemitteilung äußerte der Deutsche Bundestag seine Sorge um den Statusverlust der deutschen Sprache.

Stellungnahme des ADAWIS-Vertreters in der Bundestagsanhörung 


Anhörung im Deutschen Bundestag zum Thema „Die Bedeutung von Deutsch als Wissenschafts- und Kultursprache im Ausland - Bilanz und Perspektive"

 

Im Auswärtigen Ausschuss - Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik des Deutschen Bundestages fand am 26. 1. 2009 eine Expertenanhörung zur Rolle des Deutschen als Wissenschaftssprache im Ausland statt. Als Experten waren anwesend:
Prof. Dr. Ulrich Ammon (Universität Duisburg-Essen),
Felix Grigat (Deutscher Hochschulverband),
Dr. Matthias Makowski (Goethe-Institut),
Prof. Dr. Ralph Mocikat (ADAWIS),
Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte (DFG),
Dr. Ulrike Albrecht (Alexander-von-Humboldt-Stiftung),
Prof. Dr. Stefan Hormuth (DAAD).
Übereinstimmend konnten die geladenen Experten klar machen, wie gefährdet das Deutsche als Wissenschaftssprache selbst bei uns im Inland ist.
Im Zusammenhang mit dieser Anhörung gaben die Präsidenten von AvH, DAAD, Goethe-Institut und HRK eine Presseerklärung heraus, die vom ADAWIS mit einer eigenen Pressemitteilung ergänzt wurde. Auch der Deutsche Kulturrat forderte im Anschluss an die Anhörung von der Politik Konzepte zur Sicherung der Wissenschaftssprache Deutsch.


Forschungsbericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales nur in englischer Sprache! - Petition an den Deutschen Bundestag

 

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat 2011 seinen Forschungsbericht „Elektromagnetische Felder am Arbeitsplatz - Ein neuer Ansatz für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten" ausschließlich in englischer Sprache herausgegeben. In deutscher Sprache ist lediglich eine halbseitige Zusammenfassung verfügbar. Es handelt sich um Auftragsforschung, deren Ergebnisse unmittelbar in neue Konzepte des Arbeitsschutzes umgesetzt werden sollen. Sie sind daher von interdisziplinärem Interesse und haben Relevanz für die Medizin, die Politik und das Versicherungswesen.

Der ADAWIS wendet sich entschieden gegen die Missachtung, die staatliche Stellen denjenigen entgegenbringen, die mit ihren Steuergeldern diese Auftragsforschung finanzieren und daher das Recht haben, deren Ergebnisse in der Amtssprache Deutsch zur Kenntnis zu nehmen.

Aus Anlass dieses Berichtes wurde eine Petition in den Deutschen Bundestag eingebracht, welche fordert: „Der Bundestag möge beschließen, dass alle in Auftrag gegebenen Forschungsberichte und Gutachten mindestens in deutscher Sprache zu beziehen sind." Die Petition, die bis zum 28. Juli 2011 von 1930 Petenten gezeichnet worden war, wurde jedoch am 14. 5. 2012 vom Petitionsausschuss abgelehnt. In der Begründung hieß es: „Der Petitionsausschuss sieht ... keinen Anlass für eine Schaffung einer gesetzlichen Regelung, die die Übersetzung fremdsprachiger Forschungsberichte und Gutachten vorsieht, und empfiehlt, das Petitionsverfahren abzuschließen, da dem Anliegen nicht entsprochen werden konnte."

Die Petition, die Begründung für deren Ablehnung sowie zahlreiche Kommentare finden Sie hier


Deutsch - Sprache der Ideen. Eine Initiative des Auswärtigen Amtes und seiner Mittlerorganisationen

 

Die Initiative „Deutsch - Sprache der Ideen“ wurde 2010 als Schwerpunkt der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ins Leben gerufen. Das Auswärtige Amt schreibt dazu: „Die Förderung der deutschen Sprache ist ein wichtiges Instrument, um langfristige Bindungen vor allem von zukünftigen Spitzenkräften an Deutschland zu entwickeln und so den Wirtschafts-, Wissenschafts- und Studienstandort Deutschland zu stärken."

In mehreren Gesprächen konnte der ADAWIS das Auswärtige Amt überzeugen, dass die deutsche Wissenschaftssprache zunächst einmal im Inland wieder gefördert werden muss, wenn diese Bemühungen fruchten sollen.