Auch zahlreiche andere Wissenschaftsorganisationen haben sich (z.T. in gemeinsamen Stellungnahmen mit dem ADAWIS) für Mehrsprachigkeit in Forschung und Lehre ausgesprochen und dem Ausschließlichkeitsanspruch des Englischen eine Absage erteilt. Hier finden Sie eine chronologische Auswahl.

 

In einer Entschließung vom 14. 5. 2024 betont die Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz die grundlegende Bedeutung von Deutschkenntnissen für ein Studium an deutschen Hochschulen (nicht zuletzt im Hinblick auf die hohe Zahl von Studienabbrüchen) und bekräftigt das HRK-Empfehlungspapier von 2011.

Der Hochschullehrerbund (hlb) hat am 15. 12. 2023 ein richtungsweisendes Positionspapier veröffentlicht. Darin weist er auf die entscheidende Bedeutung hin, die der Landessprache in der Lehre zukommt - gerade vor dem Hintergrund gegenwärtiger Internationalisierungs-Bestrebungen und der Schwierigkeiten von Absolventen englischsprachiger Studiengänge, sich in unsere Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dies sollte ein Weckruf auch für andere Wissenschaftsinstitutionen sein. Lesen Sie hier das Positionspapier "Die Bedeutung der Landessprache in der Lehre".

Auch in seinem Positionspapier von 2023 unterstreicht der DAAD die Bedeutung der deutschen Sprache als zentraler Voraussetzung sowohl für den Studienerfolg als auch für die Integration der Absolventen in den deutschen Arbeitsmarkt. Daher seien studienbegleitende Deutschkurse sowie eine frühe Einbindung als Praktikanten erforderlich. Trotzdem seien englischsprachige Studienangebote nötig, um den Einstieg zu erleichtern.

Zahlreiche Wissenschaftler aus verschiedenen Regionen der Welt beklagen in einem Grundsatzpapier, dass die Auferlegung des Englischen in den Wissenschaften ausgrenzend wirkt und die Vorstellung vermittelt, dass auf Englisch produziertes Wissen das einzige Wissen ist, das existiert. Quelle: Navarro et al.: Rethinking English as a lingua franca in sientific-academic contexts. A position statement, Journal of English for Research Publication purposes 3(1), 143-153 (2022)

Im Juni 2021 erarbeiteten der ADAWIS sowie Mitglieder des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung aus allen Bundestagsparteien (außer der AfD) und auf Anregung des damaligen Ausschussvorsitzenden Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) das Diskussionspapier „Überlegungen zu einer Sprachenpolitik in den Wissenschaften“. Es handelt sich um ein umfassendes Paket von Analysen, aber auch von konkreten Vorschlägen zur Umsetzung von Mehrsprachigkeit in den Wissenschaften. Die beteiligten Abgeordneten werteten das Ergebnis als „wertvolle Anregung, die in die richtige Richtung weise".

Das Papier „Empfehlungen zur Internationalisierung von Hochschulen“ des Wissenschaftsrates von 2018 enthält auf den Seiten 83 bis 87 auch einige Empfehlungen zur Sprachenpolitik. Danach darf „Internationalisierung“ nicht mit einer Umstellung des Studienangebots auf das Englische gleichgesetzt werden. Vielmehr muss auch das Deutsche als Wissenschaftssprache gepflegt werden, kontextabhängig können auch andere Fremdsprachen als Englisch sinnvoll sein. Hochschulen sollten ausländischen Studenten und Doktoranden den Erwerb von Deutschkenntnissen als Voraussetzung für ihr Studium und das tägliche Leben ermöglichen. Lehrende müssen in der Lage sein, Lehrveranstaltungen auf Deutsch durchzuführen.

Aus Anlass der Tagung an der Akademie für Politische Bildung formulierte der ADAWIS eine Erklärung, in der namhafte Unterzeichner die Hochschulen auffordern, sämtliche Studiengänge auch in deutscher Sprache anzubieten. Hierzu gab der ADAWIS auch eine Pressemitteilung heraus.

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat sich in einer Arbeitsgruppe, in der auch der ADAWIS maßgeblich mitarbeitete, mit dem Verhältnis zwischen dem Englischen und der Landessprache in Forschung und Lehre auseinandergesetzt. Ziel war die Formulierung von Empfehlungen, auf die Hochschulleitungen zum Beispiel bei der Einführung fremdsprachiger Studiengänge zurückgreifen sollen.
Das Empfehlungspapier „Sprachenpolitik an deutschen Hochschulen" ist ein Bekenntnis zur Mehrsprachigkeit: „Die Sprachenvielfalt soll sowohl zum Erhalt des Deutschen in den Wissenschaften beitragen als auch den qualifizierten Erwerb und Einsatz anderer Sprachen unterstützen." Grundsätzlich soll am Deutschen als Sprache der grundständigen Lehre festgehalten werden; Sprachlernprogramme sollten in die Studiengänge integriert werden. Um Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen, sollten Publikationsindices geschaffen werden, die auch nicht-englischsprachige Veröffentlichungen berücksichtigen. Die HRK gab hierzu diese Pressemitteilung heraus.

In diesem Sinne setzt sich auch der damalige Präsident der HRK, Prof. Horst Hippler, in einem Interview in Welt-Online für Deutsch als Wissenschaftssprache ein: „Es ist falsch, wenn nur englisch gesprochen wird."

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) zählt die Förderung der deutschen Sprache zu seinen wesentlichen strategischen Zielen. Als Organisation der deutschen Hochschulen sieht der DAAD sich in der Pflicht, die Rolle des Deutschen als Wissenschaftssprache aktiv zu stärken. Er lässt sich dabei von einem international zusammengesetzten Beirat Germanistik beraten, auf dessen Empfehlungen das vorliegende „Memorandum zur Förderung des Deutschen als Wissenschaftssprache" beruht. Dieses Memorandum entspricht in vollem Umfang den Forderungen des ADAWIS.

Aus Anlass der Bundestagsanhörung vom 26. 1. 2009, zu der auch der ADAWIS eingeladen war, gaben die Präsidenten der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, des Goethe-Instituts und der Hochschulrektorenkonferenz eine gemeinsame Presseerklärung heraus, die für eine mehrsprachige Wissenschaft plädiert. ADAWIS ergänzte diese Erklärung mit einer eigenen Pressemitteilung.

Bereits 2002 plädierte der DHV in einer Resolution für die Pflege der deutschen Wissenschaftssprache auf verschiedenen Ebenen ungeachtet des Englischen als internationaler Verständigungssprache. Da zur Entstehungszeit dieses Papiers solch wichtige Aspekte wie Integration, Beschäftigungsfähigkeit oder interkultureller Austausch noch nicht im Blickfeld standen und außerdem sich nun immer mehr Wissenschaftseinrichtungen dezidiert zu der Problematik äußern, wäre eine aktualisierte Stellungnahme des DHV zu der Thematik überfällig.